Die knappen 480km zum Grand Canyon ließen sich spritsparend fahren und inzwischen sind wir ja weitere Strecken gewohnt. Unterwegs wieder sehr viel weites Land und noch weniger Bevölkerung. Doch zum Glück kamen uns wenigstens einige Autos entgegen. Wir fuhren unter anderem durch das Navajo Indianer Reservat, welches zahlreiche Buden am Straßenrand mit original Navajo-Kunst, -Schmuck und ähnlichem bereithält.
Zum Höhepunkt während der Fahrt über die Route 89A (A steht für Alternative) gehörten die Vermillion Cliffs. Ein Naturschutzgebiet im Sinne eines National Monuments, benannt nach seiner Farbe Zinnoberrot (engl. vermillion).
Aus dem Kaibab National Forest fährt man in dieses Hochplateau und beginnt gleich mit einem atemberaubenden Ausblick. Leider war das Wetter zu schlecht, um ein oder mehrere Photos schießen zu können.
Auch würden diese wieder täuschen und nicht die Weite und Größe wiedergeben können. Danach durchfuhren wir eine ganze Weile dieses Plateau und konnten den roten Sandstein bestaunen. Während dessen fand ganz in der Nähe ein Gewitter statt, was durch die dunklen Wolken zu erkennen war, welche bis zum Boden reichten und den Blitzen. So ein Gewitter mal von ‚außen‘ zu beobachten, war auch mal etwas Neues.
Nachdem wir fast den ganzen Tag gefahren waren, passierten wir gegen halb Fünf den East-Entrance des Grand Canyon National Parks ($25 pro Auto). Wir hielten noch an drei Aussichtspunkten an und auf Grund der Uhrzeit fuhren wir dann zum Zeltplatz Mather Campground im Grand Canyon Village. Dieses befindet sich am South Rim des Grand Canyon. Es gibt noch den North Rim, welcher aber weniger erschlossen und im Winter ganz geschlossen ist. Zwischen diesen beiden Kanten bzw. Rändern liegen nur 10 Meilen (Luftlinie), mit dem Auto muss man aber mehr als 200 Meilen fahren, um vom Einen zum Andern zu gelangen. Als wir ankamen gingen dem Campground gerade die Stellplätze für Wohnmobile aus. Wir mit unserem Zelt hatten mehr Glück. Der freundliche Mitarbeiter suchte uns noch einen besonders schönen Platz aus, da wir drei Nächte blieben ($18 pro Nacht). Auf den Zeltaufbau folgte der Rundgang, um Toiletten und Duschen zu lokalisieren. Danach liefen wir zum ca. 5 Minuten entfernten Market Plaza, welcher über einige Shops und einen größeren Supermarkt verfügt, als wir es bisher aus den National Parks kannten. Auch befindet sich hier die Yavapai Lodge mit Cafétaria und kostenlosem WiFi (Internet-Zugang). Wir kauften etwas frischen Salat und Brotbelag ein und gingen zurück zum Zelt. Nach dem Abendessen schlüpften wir in die Schlafsäcke und schliefen rasch ein.
Am nächsten Morgen (Donnerstag) ging es zuerst Richtung Yavapai Lodge und Internet. Die Pläne für die kommenden zwei Tage wurden geschmiedet und dann ging es los. Zuerst mit dem kostenlosen Bus Shuttle zur Station ‚Village Route Transfer‘. Im Grand Canyon National Park verkehren drei Busrouten, welche sich an jeweils einer Haltestelle überschneiden und man umsteigen kann. Leider war zu dem Zeitpunkt, als wir im Park waren, die rote Buslinie und somit der ganze westliche Teil des Rims geschlossen (Hermits Rest Route). Trotzdem waren wir mit dem verbleibenden Teil gut beschäftigt. Wir stiegen also aus und nahmen gleich den Bright Angel Trail in Angriff. Wir entschieden uns für die kürzeste Version über 5km und bewältigten diese in 1:36h, wobei man für den Abstieg in den Canyon immer die Hälfte der Zeit rechnen muss, welche man für den Aufstieg benötigt.
Dieser Wanderweg ist auch gleichzeitig der Beginn des Rim Trails, welcher entlang der Canyon-Kante verläuft. Wir liefen ihn von Westen nach Osten und kamen auf 8km. Dabei kann man von den verschiedenen Aussichtspunkten in den Canyon schauen, z.B. Yavapai Observation Station, Mather Point und Pipe Creek Vista. An letzterem setzten wir uns wieder in den Bus und fuhren zurück zum Campground. Dort aßen wir und gingen duschen, denn die Sonne in Verbindung mit dem Aufstieg hatte uns wieder ordentlich ins Schwitzen gebracht. Wir verbrachten einen ruhigen Abend und sammelten Kräfte für den kommenden Tag, für den wir uns einen ordentlichen Wanderweg ausgesucht hatten. Der einzige Wermutstropfen dieses Tages war, dass wir beide vergessen hatten, unsere Speicherkarten wieder in die Kameras zu stecken, nachdem wir die Bryce Canyon Bilder runtergeladen hatten. Also keine Photos vom ersten Tag.
Der schon wieder letzte Tag begann früh. Zumindest nach Plan. Wir standen gegen halb Acht auf und machten uns fertig. Zuerst ging es Richtung Yavapai Lodge zum Frühstück mit Internet. Zurück am Zelt wurden die Brote belegt und genügend Wasser eingepackt. Um Zehn standen wir an der Bushaltestelle und fuhren mit dem nächsten Bus zum South Kaibab Trailhead. Punkt halb Elf kamen wir dort an und machten uns auf den Weg. Wir wanderten entlang des South Kaibab Trail und hatten uns eine 10km Strecke bis zum Skeleton Point und zurück ausgesucht, für welche 4-6 Stunden veranschlagt waren. Das Wetter war wieder perfekt, Sonnenschein und kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Zuerst ging es hinab in den Canyon. Wie auch gestern, stiegen wir die erste Hälfte der Strecke nur hinab, um dann den gleichen Weg wieder aufzusteigen. Rundwege gibt es im Canyon keine, welche für eine Tageswanderung geeignet wären. Will man nicht den gleichen Weg zurück laufen, muss man eine Übernachtung auf einem Backcountry Campground einplanen und entsprechend besser vorbereitet sein. Der Abstieg gestaltet sich in dem Sinne schwierig, dass quer angebrachte Baumstämme die Erosion durch das Wetter und das Abtragen des Gesteins durch die Wanderer verhindern sollen, sich aber zwischen diesen Stämmen tiefe Kuhlen gebildet haben. Dadurch muss man auch schon beim Abstieg den Blick immer auf dem Weg haben und immer wieder kurz anhalten, um den Ausblick genießen zu können.
So erreichten wir Cedar Ridge, einen Haltepunkt auf dem Weg. Wir machten Pause, aßen und tranken etwas und hatten das Glück, dass gerade eine Gruppe Mulis Pause machte. Dazu kamen dann noch eine Gruppe Mulis aus dem Canyon nach oben, Es war also richtig Betrieb. Wir befragten noch den anwesenden Ranger, ob wir mit unseren Wasservorräten den weiteren Abstieg wagen könnten oder ob es bei den steigenden Temperaturen zu gefährlich ist. Er gab grünes Licht und ging von Temperaturen bis zu 90°F (32°C) und einer leichten Brise aus. Also schulterten wir unsere Rucksäcke und liefen weiter. Da leider auf dem Weg keine weiteren Schilder die Entfernung zum Skeleton Point anzeigten, machten wir irrtümlich kurz davor Rast und waren schon kurz vorm Umkehren. Beim Rasten schauten wir uns noch einmal die Karte an und entdeckten, dass wir eigentlich nicht mehr so weit entfernt sein dürften. So war es dann auch. Nach 750m erschien das Schild. Vom Skeleton Point kann man einen ersten Blick auf den tief gelegenen Colorado River werfen und auch die Phantom Ranch (einzige Lodge im Innern des Grand Canyon) sehen.
Kurzinfo Colorado River:
- größter und wichtigster Fluss im Südwesten Nordamerikas mit einer Länge von 2333km
- entspringt im Rocky Mountain National Park und fließt von den Bergen der Rocky Mountains über Utah bis nach Arizona, nach Mexiko mündet er in den Golf von Californien
- entlang des Colorado River gibt es mehrere Stausseen, von denen wir auf dem Weg nach Las Vegas Lake Mead mit dem Hoover Staudamm sehen werden
Wir machten uns auf den 5km langen Aufstieg. Die Sonne war gewandert und was beim Abstieg noch im Schatten lag, war nun in der prallen Sonne. Ein Ehepaar, welches wir beim Abstieg getroffen hatten, war deswegen auch schon morgens um Sechs auf den Beinen und dementsprechend um elf Uhr schon auf dem Rückweg. Mit unserer Kondition scheint es aber noch nicht ganz verloren zu sein und wir kamen wohlbehalten mit wenigen Trinkpausen wieder oben an. Wasser hatten wir nicht zu wenig mitgenommen (2l pro Person) und füllten unsere Flaschen oben wieder auf. Insgesamt benötigten wir für die 10km dann 3:04h mit Pausen. Bis zu den Knien hatten wir den roten und weißen Staub des Canyons, deswegen ging es mit dem Bus zurück zum Zeltplatz, duschen. Frisch ausstaffiert bestiegen wir den Bus zur Bright Angel Lodge. Von dort aus liefen wir noch einmal ein Stück des Rim Trails, um Photos nachzuholen. In der Yavapai Lodge gab es Abendessen und wir schlenderten zurück zum Zelt. Den Abend verbachten wir mit Bericht tippen und Photos bearbeiten.
Morgen geht es weiter nach Las Vegas. Mit knapp 440km steht uns wieder eine 5-6 stündige Fahrt bevor.
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