Japan :: Nara

Mit unseren Rucksäcken machten wir uns auf zum Hauptbahnhof Kyoto. Nach einem kurzen Frühstück stiegen wir in den Regionalzug nach Nara. Nach einer knappen Stunde Fahrt waren wir in Nara am JR-Bahnhof angekommen. Es war kurz nach Mittag und trotzdem machten wir uns auf die Suche nach unserer Unterkunft für die nächsten drei Nächte. Nach einigen Schwierigkeiten (wenn man an der Touristeninformation rechts abbiegen muss, sollte man wissen, dass es in Nara ganze 3 Touristeninformationen gibt) fanden wir unser Ryokan dann doch ganz schnell.

Einchecken, Rucksäcke abladen und schon standen wir wieder auf der Straße. Am nahe gelegenen Teich setzten wir uns auf eine Bank, aßen einen Apfel und Sandwich vom Vorabend, bevor wir uns die Umgebung näher anschauten. Da es inzwischen gegen 15 Uhr war und wir Hunger hatten, liefen wir durch die überdachten Einkaufspassagen und fanden am Ende einer solchen ein Kaiten Sushi Restaurant. Es war gut besucht und wir kamen gleichzeitig mit einer lärmenden Gruppe Amerikaner an. Das Sushi war sehr lecker und mit vollem Magen schlenderten wir weiter durch die Straßen. Dabei entdeckten wir einen Supermarkt mit frischem Obst & Gemüse-Angebot und einigem mehr, was uns an Deutschland erinnert (Lindt-Schoki, Kraft Salatdressing, Danone Yoghurt). Endlich mal ein Supermarkt, der in etwa den uns bekannten räumlichen Dimensionen entspricht, erweitert um ein Angebot an frischem Fisch, welches drei komplette Kühltheken umfasst. Mit unseren Einkäufen kehrten wir nach einem Kaffee zurück ins Ryokan. Da wir die Planung und Unterkunft-Buchungen des zweiten Teils unserer Reise größtenteils im Argen gelassen haben, verbrachten wir den Abend damit, uns auf eine endgültige Reiseroute zu einigen und Unterkünfte zu suchen/buchen.

Der kommende Tag war ganz der Besichtigung von Naras Sehenswürdigkeiten gewidmet. Vom Ryokan aus traten wir nach kurzem Weg durch das Ichi-no-Torii in den Nara-Kōen (奈良公園). Dieser große Park beherbergt allein drei Welterbestätten der Unesco und daneben noch weitere Tempel/Schreine und den Kasugayama-Urwald. Wir liefen gegen den Uhrzeiger-Sinn aus westlicher Richtung in den Park hinein. Somit begannen wir mit dem ruhigeren Teil des Parks, was wir aber erst später merken sollten. Natürlich begegneten wir zuerst einigen der ca. 1200 hier lebenden Rehe und Hirsche, welche in den Zeiten vor Buddha als Götterboten galten und heute als lebende Nationalschätze anzusehen sind. Wir umrundeten zuerst den Sagi-Ike (Sagi-Teich), um dann dem Klang eines Horns zu folgen, ebenso wie die Rehe und Hirsche. Auf einer Wiese stand ein Japaner und offensichtlich bedeutete das Blasen des Horns, dass Fütterungszeit war. Wir schauten ein wenig dem Gerangel der Tiere zu und wanderten dann weiter. Der erste Schrein an diesem Tag war der Kasuga-Taisha (春日大社 Eintritt frei, Schatzhalle ¥420). Den Weg zum Schrein und auf dem Gelände des Schreins stehen Hunderte von Steinlaternen, welche zweimal jährlich anlässlich des Laternenfestes erleuchtet werden. Nahe dem Kasuga-Taisha liegt der Wakamiya-Jinja, welchem wir auch gleich noch einen Besuch abstatteten. Durch das Ni-No-Torii verließen wir den Kasuga-Taisha und liefen weiter Richtung Norden. Auf dem Weg zur nächsten Attraktion gab es Regen, mit leichtem Schneeanteil. Inzwischen sind auch bei uns die Temperaturen wieder etwas kühler und die Wolkendecke teilweise sehr hartnäckig. Ab und zu lässt sich dann aber auch die Sonne blicken, was wir dann sofort für Photo-Sessions benutzen. Es ging leicht bergauf und eine Treppe führte zur Nigatsu-Dō (二月堂), genauer zur Veranda der Nigatsu-Dō (Eintritt frei), von der man einen schönen Ausblick auf die umgebenden Tempelanlagen und die Nara-Ebene hat.

An dieser Stelle sei eine kurze Erklärung der Endungen eingefügt. Denn genau genommen wäre der Ausdruck Nigatsu-Do-Halle doppelt gemoppelt, denn Do bedeutet ‚Halle‘. Deswegen hier eine Übersicht für alle Leser, in unseren Artikeln werden wir nur die japanische Bezeichnung verwenden.

  • Jinja/Taisha = Shintō-Schrein
  • Ji = buddhistischer Tempel
  • Jō = Burg
  • Kōen = Park
  • Mon = Eingangstor eines Tempels
  • Torii = Eingang zu einem Shinto-Schrein, Abgrenzung heiliger Bereiche innerhalb eines Schreins
  • Gawa = Fluss

Es folgte ein weiteres Welterbe, der Tōdai-Ji (東大寺 Eintritt frei). Da er Naras Hauptattraktion ist, war er auch entsprechend gut besucht. Ganze Busse von Reisegruppen wurden vor dem Tempel ausgeladen und durchgeschleust. Die Haupthalle, die Daibutsu-Den (大仏殿, Eintritt ¥500), ist das größte Holzgebäude der Welt. Obwohl der neu errichtete Bau von 1709 nur zwei Drittel der Originalfläche einnimmt, beherbergt er den Daibutsu (Großer Buddha), eine der größten Bronzefiguren der Welt. Der Buddha ist 16m hoch (mit Sockel ca. 30m) und besteht aus 437t Bronze und 130kg Gold. Die unterschiedliche Farbe zwischen Kopf und Körper entstand u.a. durch Beschädigungen im Zuge von Erdbeben und Feuer. Hinter der Statue sind maßstabsgetreue Modelle der heutigen und der ursprünglichen Halle, sowie einige weitere Ausstellungsstücke zu sehen. Außerdem hat eine der hölzernen Säulen ein Loch in Bodenhöhe. Der Legende nach werden diejenigen erleuchtet, die es durch das Loch schaffen. Für kleine Kinder ist das kein Problem, für schmale japanische Jugendliche auch nicht, aber schwieriger wird es für europäische Touristen. Nachdem wir einem anderen Deutschen dabei zugesehen hatten, wie er kämpfte, wollten wir den umstehenden Zuschauern nicht dasselbe Bild bieten und verzichteten auf die Erleuchtung. Da wir das Tempelgelände seitlich betreten hatten, durchschritten wir erst auf dem Rückweg das große Nandai-Mon und sahen die riesigen Niō-Figuren mit ihren grimmigen Gesichtern. Die Rehe und Hirsche waren hier schon etwas zudringlicher und man kann sie mit Rehkeksen (¥150) füttern. Als letztes sahen wir auf unserem Weg durch den Nara-Koen den Kōfuku-Ji (興福寺 Eintritt frei, Schatzkammer ¥500). Ursprünglich ein riesiges Tempelgelände mit 175 Gebäuden, umfasst der Komplex heute noch ein Dutzend. Dazu gehören zwei Pagoden (3- und 5-stöckig), von denen die 5-stöckige die zweit-höchste Pagode Japans ist. Nach dem Rundgang durch den Park gab es zu Mittag wieder Kaiten Sushi und anschließend einen Kaffee im Starbucks. Da sich Regen ankündigte, legten wir einen kurzen Zwischenstop im Ryokan ein. Nach einer kleinen Mittagspause schlenderten wir durch die Straßen zwischen Hauptbahnhof und Park, kauften unser Abendessen im Supermarkt ein (Baguette mit Kiri), gingen durch ein Kaufhaus (nicht ganz so laut und voll wie in Tokyo) und landeten zum Schluss in einer Spielhalle. Dort versuchten wir uns im Air Hockey und verteidigten uns auf einer Safari gegen mörderische Spinnen, Moskitos und Aalen (im 1. Level). Den Abend verbrachten wir mit tippen, fernsehen und Bilder bearbeiten.

Da die Sehenswürdigkeiten von Nara an einem Tag zu besichtigen sind, fuhren wir am zweiten Tag mit dem Zug in knapp 2 Stunden nach Kōbe. Kōbe (神戸市), gelegen in der Bucht von Osaka, rückte im Januar 1995 in den Fokus der Öffentlichkeit, als ein Erdbeben weite Flächen der Stadt zerstörte. Die Stadt erholte sich jedoch und gehört heute zu den schönsten Städten Japans, gleichermaßen bewohnt von asiatischen und westlichen Nationalitäten. In Kōbe gibt es zwei wichtige Bahnhöfe: am Shin-Kōbe halten die Shinkansen (japanische Hochgeschwindigkeitszüge), am Sannomiya die lokalen Verbindungen. Aus Richtung Osaka kommend stiegen wir am belebteren Sannomiya aus. In der Touristeninformation bekamen wir einen Stadtplan und detaillierte Pläne der einzelnen touristisch-interessanten Bereiche Kōbes. Zuerst liefen wir Richtung Norden zum Viertel Kitano. Dieses am Hang liegende Viertel ist bei japanischen Touristen auf Grund seiner europäisch-amerikanischen Atmosphäre sehr beliebt. Da in Kitano die ersten westlichen Einwohner lebten, drückt sich dies besonders in der Architektur aus, manche Häuser können sogar besichtigt werden, z.B. das Holland-Haus, das Weathercock-House oder das Wien-Haus. Im Osten des Kitano-Viertels beginnt die Shin-Kōbe-Seilbahn (新神戸ロープウェー), welche einen Höhenunterschied von 400m überwindet und den Berg Maya hinauffährt (einfache Fahrt ¥550/Hin-&Rückfahrt ¥1000). Während der Fahrt und von oben hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt und die Bucht. Sicher kommt dieser Ausblick bei Sonnenuntergang noch besser zur Geltung. Wir entschieden uns, nach unten zu laufen und somit den Nunobiki Habu Kōen (布引ハーブ公園) zu besuchen. Der Park (Eintritt ¥200pP) widmet sich Kräutern und Blumen, umfasst zahlreiche Außenbeete, aber auch ein Gewächshaus mit hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen. Am Eingang kann man seinen Geruchssinn unter Beweis stellen und ein fröhliches Kräuter-raten mit Kräutern, welche in Gläsern lagern, veranstalten. Da teilweise keine Bezeichnung auf Englisch angebracht ist, wird Schummeln erschwert. Ab der Mittelstation der Seilbahn kann man entweder der Straße folgen oder sich auf den schöneren Wanderweg begeben. Da es steil bergab geht, würde ich es nur nicht-Knie-Geschädigten empfehlen. Zuerst geht es hinab zu einem Stausee und weiter vorbei an einem Wasserfall. Auf der Hälfte der Strecke befindet sich rechter Hand eine sehr schöne (und verlockende) Holzbrücke, umwickelt mit Ästen und Grünzeug wie im Dschungel. Auf der anderen Seite ging es zunächst leicht bergauf, bald ging es aber nur noch sehr steil bergauf. Nach einer halben Stunde bergauf-wanderns hatten wir genug und entschieden uns für eine Abzweigung Richtung Stadt/Tal. Nach unserer unfreiwilligen Wanderung kamen wir wohlbehalten wieder in der Zivilisation an und liefen durch Kitano zurück zum Bahnhof Sannomiya. Da wir noch etwas Zeit bis zum Abend hatten, gingen wir auf der südlichen Seite des Bahnhofs Richtung Hafen. Durch die weitläufigen Sannomiya- und Motomachi-Einkaufsstraßen gelangten wir in den Meriken Park, dessen Höhepunkt das Meeresmuseum bzw. das Gebäude, in welchem das Meeresmuseum untergebracht ist. Auf dem Rückweg kamen wir noch am Kōbe Hafen-Turm (108m) und durchquerten Nankinmachi (Chinatown). Mit dem Zug kehrten wir zurück nach Nara, diesmal in etwas beengteren Verhältnissen, da wir in den Feierabendverkehr gerieten.

Morgen früh fahren wir weiter nach Kurashiki, eine idyllische Stadt am Kurashiki-Gawa. Auf dem Weg dorthin werden wir der Stadt Himeji einen Besuch abstatten.

Ryokan Nara:

  • Ryokan Matsumae (Empfehlung des Lonely Planet)
  • 15 Minuten zu Fuß von der JR Nara Station, 10 Minuten von der Nara Kintetsu Station entfernt
  • zentrumsnah, Nara-Kōen und weitere Sehenswürdigkeiten in 15 Minuten zu Fuß erreichbar
  • Doppelzimmer (8 Tatami) im japanischen Stil ¥10.500 pro Nacht (private Toilette)
  • Frühstück und Abendessen zubuchbar
  • inklusive Handtuch, Yukata, Seife
  • typisch japanisches Bad, Gemeinschaftsdusche, Aufenthaltsraum mit Computer (Internet), englische Tageszeitung
  • englisch-sprechendes Personal









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